Einem Menschen Grenzen aufzuzeigen kann eine Challenge sein, vor allem wenn derjenige einem nahe steht. Manchmal bedeutet es, jemanden womöglich vor den Kopf zu stoßen und wir riskieren damit einen Konflikt.
Meiner Meinung nach ist es dennoch wichtig, sie dem anderen (gemeint sind immer Männer und Frauen) aufzuzeigen, da man ansonsten gefrustet ist, wenn sich jemand ständig darüber hinwegsetzt. Die andere Person weiß zunächst oft nicht, was sie da gerade tut bzw. anrichtet. Oft gehen Grenzverletzungen mit negativen Gefühlen einher – sie triggern etwas in uns. Manchmal ist uns auch gar nicht klar, dass jemand gerade unsere Grenze überschritten hat, sondern wir bemerken dann nur ein mehr oder weniger starkes Störgefühl. Es kann dann auch passieren, dass wir rot sehen und das auch deutlich zeigen. Spätestens dann wird der andere bemerken, dass etwas schiefläuft, verfällt jedoch als Reaktion teils in einen Flucht-, Verteidigungs- oder Kritikmodus.
Wie der Umgang mit Grenzen besser gelingt
Wie gelingt nun ein besserer Umgang mit den eigenen Grenzen? Zunächst einmal geht es darum, diese selbst besser wahrzunehmen. Wenn sich unsere Gefühlslage im Kontakt ändert und in Schieflage gerät, kann ein Nachspüren unterstützen. D. h. dass wir uns etwas Zeit nehmen und überlegen sowie nachfühlen, warum uns das Thema, Verhalten oder sonstiges gereizt hat. Natürlich hängt es auch mit dem anderen Menschen zusammen, ABER im Endeffekt ist es ebenso ein Thema von uns. Der andere Mensch hat durch sein Verhalten bewusst oder unbewusst einen roten Knopf gedrückt und damit unsere Grenze überschritten. Durchs Nachspüren kriegen wir vielleicht eine Verbindung zu dem tatsächlich dahinterliegenden Thema hin, was oft sogar in unserer Vergangenheit bzw. Kindheit zu finden ist. Nicht selten liegen diese Themen jedoch gut verborgen in uns, so dass sie erstmal z. B. mit entsprechender professioneller Begleitung angeschaut werden sollten. Wenn uns unsere Themen und Grenzen bewusster sind bzw. wir ein immer besseres Gespür für sie bekommen, so gelingt es uns, sie künftig früher wahrzunehmen und entsprechend zu kommunizieren. Und vor allem auch, zu ihnen und zu uns selbst zu stehen. Damit werden wir wiederum entspannter im Kontakt mit anderen. Und mutiger. Stresse dich bitte nicht, wenn es dir nicht gleich oder immer gelingt – wir sind Menschen, keine Roboter.
Tritt nun jemand mit seinem Verhalten wiederholt über die aufgezeigte Grenze, ist dies leider übergriffig. Da wir andere Menschen nicht ändern können, uns selbst aber schon, können wir dann beispielsweise unser Verhalten sowie den Kontakt entsprechend anders gestalten. Es gibt übrigens, neben dem im Artikel genannten, auch Übungen zur besseren Wahrnehmung der eigenen Grenzen. Ich lasse diese bei Bedarf in die Arbeit mit meinen Klienten einfließen.
Wenn du Fragen oder Anmerkungen zu dem Thema hast, lass es mich gerne wissen.
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